Psychische Erkrankungen wie Depression, Angststörungen oder bipolare Störungen betreffen nicht nur den betroffenen Elternteil, sondern haben oft auch erhebliche Auswirkungen auf die Kinder. Kinder von psychisch erkrankten Eltern wachsen häufig in einem emotional instabilen Umfeld auf und müssen mit Unsicherheit, Angst und Schuldgefühlen umgehen. Diese Belastungen können sich auf ihre eigene emotionale und soziale Entwicklung auswirken und zu langfristigen psychischen Problemen führen. In diesem Artikel werden die Auswirkungen von psychischen Erkrankungen bei Eltern auf die Entwicklung ihrer Kinder beleuchtet und Möglichkeiten aufgezeigt, wie Fachkräfte und Bezugspersonen diese Kinder unterstützen können.
Welche psychischen Erkrankungen von Eltern betreffen Kinder besonders?
Während jede psychische Erkrankung eines Elternteils das Familienleben und die Entwicklung der Kinder beeinflussen kann, gibt es bestimmte Erkrankungen, die besonders belastend für Kinder sind. Dazu gehören:
Typische psychische Erkrankungen mit großen Auswirkungen auf Kinder:
- Depression: Ein depressiver Elternteil hat oft Schwierigkeiten, emotional verfügbar zu sein, was bei Kindern zu Gefühlen von Vernachlässigung und emotionaler Verwirrung führen kann. Kinder haben oft das Gefühl, dass sie die Verantwortung für das Wohlbefinden ihrer Eltern tragen müssen.
- Angststörungen: Eltern mit Angststörungen neigen dazu, übervorsichtig oder kontrollierend zu sein. Dies kann bei den Kindern zu übermäßiger Angst und Unsicherheit führen.
- Bipolare Störung: Die extremen Stimmungsschwankungen bei bipolar erkrankten Eltern können für Kinder schwer verständlich und emotional belastend sein, da sie nicht wissen, wie sie auf das Verhalten ihrer Eltern reagieren sollen.
- Suchterkrankungen: Ein Elternteil mit einer Suchtproblematik stellt oft das gesamte Familiensystem auf den Kopf. Kinder in diesen Familien müssen häufig sehr früh Verantwortung übernehmen und erleben emotionale Vernachlässigung.
Emotionale Auswirkungen: Ängste, Schuldgefühle und Überforderung
Kinder, die in Haushalten mit einem psychisch kranken Elternteil aufwachsen, erleben oft starke emotionale Belastungen. Sie spüren die Instabilität der Eltern, was zu tiefen emotionalen Verunsicherungen führt.
Typische emotionale Belastungen von Kindern psychisch kranker Eltern:
- Schuldgefühle: Kinder fühlen sich oft verantwortlich für die Krankheit ihrer Eltern. Sie glauben, dass ihr eigenes Verhalten die Stimmung oder das Wohlbefinden des erkrankten Elternteils beeinflussen kann.
- Ängste und Unsicherheiten: Viele Kinder entwickeln starke Ängste, da sie sich überfordert fühlen und keine klare Anleitung oder emotionale Unterstützung erhalten. Sie sorgen sich, was passieren könnte, wenn der Elternteil einen schlechten Tag hat oder es ihm schlechter geht.
- Überforderung: Oft übernehmen Kinder die Rolle des „Kümmerers“ und fühlen sich für das emotionale oder praktische Wohl ihrer Eltern verantwortlich. Diese Verantwortung kann zu einer frühen „Parentifizierung“ führen, bei der die Kinder gezwungen sind, in einer Rolle zu agieren, die eigentlich den Erwachsenen vorbehalten ist.
Soziale Auswirkungen: Rückzug, Vertrauensprobleme und Isolation
Die psychische Erkrankung eines Elternteils kann auch tiefgreifende soziale Auswirkungen auf Kinder haben. Kinder, die in solchen Haushalten aufwachsen, ziehen sich oft von ihren Altersgenossen zurück oder haben Schwierigkeiten, stabile Freundschaften aufzubauen.
Soziale Probleme bei Kindern mit psychisch erkrankten Eltern:
- Rückzug und Isolation: Kinder schämen sich oft für die psychische Erkrankung ihrer Eltern und versuchen, ihre familiären Probleme vor der Außenwelt zu verbergen. Sie ziehen sich sozial zurück, um unangenehme Fragen zu vermeiden oder aus Angst, verurteilt zu werden.
- Vertrauensprobleme: Aufgrund der Instabilität zu Hause haben viele Kinder Schwierigkeiten, anderen Menschen zu vertrauen. Sie entwickeln das Gefühl, dass Beziehungen unsicher sind und dass sie jederzeit enttäuscht oder verlassen werden könnten.
- Schulische Schwierigkeiten: Die emotionalen und sozialen Belastungen durch die familiäre Situation führen oft zu Konzentrationsproblemen und schlechteren schulischen Leistungen. Manche Kinder meiden die Schule ganz, um zu Hause bei dem kranken Elternteil zu bleiben.
Langfristige psychische und emotionale Folgen für Kinder
Die Belastungen, die Kinder in Familien mit einem psychisch kranken Elternteil erleben, können sich langfristig negativ auf ihre eigene psychische Gesundheit auswirken.
Häufige langfristige Auswirkungen:
- Entwicklung eigener psychischer Erkrankungen: Kinder von psychisch kranken Eltern haben ein höheres Risiko, selbst psychische Störungen zu entwickeln, einschließlich Depressionen, Angststörungen und posttraumatischer Belastungsstörungen.
- Schwierigkeiten in zwischenmenschlichen Beziehungen: Kinder, die in instabilen und emotional belasteten Haushalten aufwachsen, haben oft Schwierigkeiten, als Erwachsene stabile und gesunde Beziehungen zu führen.
- Selbstwertprobleme: Die emotionalen Belastungen und die Unsicherheiten, die durch die psychische Erkrankung eines Elternteils entstehen, können das Selbstwertgefühl der Kinder nachhaltig schädigen.
Strategien für Fachkräfte zur Unterstützung von Kindern psychisch erkrankter Eltern
Fachkräfte wie Lehrer, Sozialarbeiter und Therapeuten spielen eine entscheidende Rolle dabei, Kinder von psychisch erkrankten Eltern zu unterstützen. Es ist wichtig, diese Kinder frühzeitig zu erkennen und ihnen gezielte Hilfen anzubieten.
Effektive Unterstützungsmöglichkeiten:
- Emotionale Stabilität und Sicherheit bieten: Fachkräfte können Kindern von psychisch erkrankten Eltern helfen, indem sie eine verlässliche und stabile Bezugsperson sind, die das emotionale Gleichgewicht fördert.
- Gruppenangebote und soziale Unterstützung: Kinder profitieren von Gruppenangeboten, in denen sie sich mit anderen Kindern austauschen können, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Diese Gruppen fördern das Gefühl, nicht allein zu sein und bieten soziale Unterstützung.
- Förderung des Ausdrucks von Emotionen: Kindern sollte Raum gegeben werden, ihre Ängste, Sorgen und Schuldgefühle zu artikulieren. Therapeutische Ansätze wie Kunsttherapie oder Gesprächsgruppen können hier hilfreich sein.
- Zusammenarbeit mit den Eltern: Wenn möglich, sollten Fachkräfte auch die Eltern in den Prozess einbeziehen und ihnen helfen, ihre elterliche Rolle trotz der psychischen Erkrankung besser auszufüllen.
Was bedeutet das?
Die psychische Erkrankung eines Elternteils kann tiefgreifende Auswirkungen auf die emotionale und soziale Entwicklung von Kindern haben. Diese Kinder brauchen besondere Unterstützung, um mit den Belastungen fertig zu werden und sich emotional stabil zu entwickeln. Fachkräfte können durch gezielte Interventionen helfen, das emotionale Wohlbefinden der Kinder zu fördern und ihnen zu helfen, ihre eigenen Ängste und Unsicherheiten zu bewältigen.