Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine schwere psychische Erkrankung, die durch traumatische Erlebnisse ausgelöst wird. Während PTBS oft mit erwachsenen Überlebenden von Kriegen oder Katastrophen in Verbindung gebracht wird, sind auch Kinder und Jugendliche, die in dysfunktionalen Familien aufwachsen oder Missbrauch erleben, davon betroffen. In diesem Artikel erfahren Sie, wie sich PTBS bei jungen Menschen äußert, welche Ursachen es gibt und wie Fachkräfte die Symptome erkennen und behandeln können.
Was ist PTBS bei Kindern und Jugendlichen?
PTBS ist eine psychische Reaktion auf extreme Belastungen, die das Kind emotional und mental überfordern und das Sicherheitsgefühl dauerhaft beeinträchtigen. Kinder aus dysfunktionalen Familien, die emotionalen, physischen oder sexuellen Missbrauch erfahren, sind besonders gefährdet, eine PTBS zu entwickeln. Diese Störung kann die emotionale und kognitive Entwicklung eines Kindes stark beeinträchtigen und erfordert frühzeitige Intervention.
Symptome von PTBS in verschiedenen Altersgruppen
Die Symptome von PTBS können je nach Altersgruppe variieren. Es ist wichtig, die unterschiedlichen Ausdrucksformen zu erkennen, um rechtzeitig zu intervenieren.
PTBS-Symptome bei jüngeren Kindern
- Wiedererleben des Traumas: Kinder erleben das traumatische Ereignis häufig in Form von Albträumen oder Flashbacks wieder. Oft stellen sie diese Situationen im Spiel nach, ohne sich dessen bewusst zu sein.
- Vermeidungsverhalten: Viele Kinder meiden Orte, Personen oder Situationen, die sie an das Trauma erinnern, und ziehen sich sozial zurück.
- Regressives Verhalten: In manchen Fällen kehren Kinder zu früheren Entwicklungsstufen zurück, z. B. durch Bettnässen oder starke Trennungsängste.
PTBS-Symptome bei Jugendlichen
- Emotionale Taubheit: Jugendliche wirken oft emotional distanziert, haben Schwierigkeiten, Gefühle zu zeigen oder Beziehungen aufzubauen, und isolieren sich von ihrem Umfeld.
- Reizbarkeit und Aggression: Vermehrte Wutanfälle, aggressive Reaktionen und impulsives Verhalten können bei betroffenen Jugendlichen beobachtet werden.
- Schlafstörungen und Konzentrationsprobleme: Häufige Schlaflosigkeit und Konzentrationsprobleme in der Schule sind ebenfalls typische Symptome.
Ursachen: Wie Traumata in dysfunktionalen Familien PTBS auslösen
PTBS entsteht als direkte Folge traumatischer Erlebnisse. Kinder, die in dysfunktionalen Familien aufwachsen, sind einem erhöhten Risiko ausgesetzt, da sie oft wiederholt Traumata erleben, ohne Schutz oder Unterstützung zu erfahren.
Häufige Ursachen für PTBS bei Kindern und Jugendlichen:
- Missbrauch: Körperlicher, emotionaler oder sexueller Missbrauch sind die häufigsten Auslöser für PTBS bei Kindern.
- Zeuge häuslicher Gewalt: Das Miterleben von Gewalt, sei es zwischen Eltern oder anderen Familienmitgliedern, kann tiefgreifende emotionale Wunden hinterlassen.
- Emotionale Vernachlässigung: Das Fehlen von elterlicher Zuwendung oder Fürsorge kann für ein Kind traumatisch sein und zu PTBS führen.
- Plötzliche Verluste oder Trennungen: Der Tod eines nahen Familienmitglieds oder eine plötzliche Trennung kann ebenfalls traumatische Folgen haben.
Diagnosekriterien und Unterschiede zu Erwachsenen
Die Diagnose von PTBS bei Kindern unterscheidet sich in einigen Aspekten von der bei Erwachsenen, da sich Symptome bei Kindern anders äußern können.
Wichtige Unterschiede bei der Diagnose von PTBS bei Kindern:
- Altersspezifische Symptome: Kinder können ihre traumatischen Erfahrungen oft nicht verbalisieren und zeigen stattdessen auffällige Verhaltensweisen wie aggressives Verhalten oder extremen Rückzug.
- Spielverhalten: Jüngere Kinder drücken ihre traumatischen Erlebnisse häufig in ihrem Spiel aus, anstatt darüber zu sprechen.
- Emotionale Reaktionen: Kinder zeigen manchmal verkürzte emotionale Reaktionen, die von außen schwerer als Symptomatik erkennbar sind.
Therapiemöglichkeiten und Unterstützung durch Fachkräfte
Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung von PTBS kann entscheidend dazu beitragen, die negativen Auswirkungen auf das Leben der betroffenen Kinder zu minimieren. Verschiedene therapeutische Ansätze und Unterstützungssysteme sind hierbei von Bedeutung.
Behandlungsmethoden bei PTBS:
- Traumafokussierte kognitive Verhaltenstherapie (TF-KVT): Diese Therapieform hilft Kindern und Jugendlichen, ihre traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten und die negativen Denkmuster zu verändern, die sich als Folge des Traumas entwickelt haben.
- EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing): Diese Methode, die besonders in der Behandlung von PTBS eingesetzt wird, unterstützt die Verarbeitung traumatischer Erinnerungen durch gezielte Augenbewegungen.
- Spieltherapie: Für jüngere Kinder kann Spieltherapie besonders effektiv sein, da sie im Spiel ihre Gefühle und Traumata ausdrücken und verarbeiten können.
Unterstützung durch Fachkräfte:
- Schulen: Lehrer und Schulsozialarbeiter spielen eine Schlüsselrolle, indem sie betroffenen Kindern emotionale Unterstützung bieten und auf die richtige professionelle Hilfe verweisen.
- Elternarbeit: Es ist wichtig, Eltern in den Therapieprozess einzubinden, damit das Kind zu Hause die notwendige emotionale Unterstützung erhält.
- Multidisziplinäre Zusammenarbeit: Ein interdisziplinärer Ansatz, bei dem Therapeuten, Sozialarbeiter und Schulen eng zusammenarbeiten, stellt sicher, dass das Kind in allen Bereichen seines Lebens unterstützt wird.
Was bedeutet das?
PTBS ist eine schwerwiegende psychische Erkrankung, die auch bei Kindern und Jugendlichen auftreten kann, insbesondere bei solchen, die in dysfunktionalen Familien leben oder traumatische Erlebnisse wie Missbrauch oder Vernachlässigung erfahren haben. Es ist entscheidend, dass Fachkräfte die Symptome frühzeitig erkennen und geeignete Maßnahmen zur Unterstützung und Therapie ergreifen. Eine gezielte therapeutische Unterstützung kann den betroffenen Kindern helfen, ihre traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten und langfristig psychische Stabilität zu erlangen.